Kritische Reflexion des Medieneinsatzes im Unterricht: Eine Checkliste: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. Juli 2017, 08:02 Uhr

Kritische Reflexion des Medieneinsatzes im Unterricht: Eine Checkliste

Durch die Auswertung aktueller mediendidaktischer Publikationen gelangt man zu der ernüchternden Erkenntnis, dass der Einfluss des Computers auf den Lernerfolg nicht ohne weiteres den hohen Erwartungen entspricht und sich die Qualität eines Lernangebots nicht an Merkmalen des Mediums selbst identifizieren lässt. Stattdessen ist der Lernerfolg vom didaktischen Konzept abhängig und somit größtenteils medienunabhängig. Eine besondere Rolle kommt der jeweiligen Lernsituation zu, denn nur, wenn alle Parameter einer Unterrichtssituation, wie der Lernstand der Lernenden, die Lernziele, räumliche und zeitliche Rahmenbedingungen etc. angemessen berücksichtigt werden, kann ein mediales Lernangebot den Lernprozess bereichern.

Trotzdem bieten digitale Medien Chancen, Unterricht abwechslungsreich zu gestalten und zu erweitern. Interaktive, multikodale und multimodale Lernangebote bieten generell die Möglichkeit, neue Unterrichtsszenarien zu entwickeln. Durch die technischen Möglichkeiten können digitale Medien für Lernende ein leistungsfähiges Werkzeug sein, welches eine intensive und autonome Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand ermöglicht. Besonders das gestalterische Potenzial, welches Lernende von Konsumenten zu Produzenten werden lässt, stellt eine Erweiterung und Bereicherung des bisherigen Unterrichts dar. Durch Lernsoftware, die individualisierte Aufgaben und automatisiertes Feedback bietet, lassen sich Lernende individuell fördern und andere Formen der Leistungsüberprüfung und -bewertung werden möglich. Darüber hinaus ergibt sich aus der Flexibilität digitaler Lernangebote die Chance, diese an die jeweilige Situation und beispielsweise an den Lernstand der Lernenden anzupassen. Offen bleibt jedoch, ob Lehrkräfte dies in technischer und zeitlicher Hinsicht realisieren können. Um die beschriebenen Chancen nutzen und digitale Medien gewinnbringend einsetzen zu können, bedarf es einer umsichtigen Planung, bei der die folgenden Fragen helfen sollen.


Checkliste

Was sind die Lehrziele?

   Lassen sich die aufgestellten Ziele mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bestmöglich erreichen?
   Gibt es Möglichkeiten zur Differenzierung?
   Welche Hilfsmittel gibt es?

Was sind die Lehrinhalte?

   Werden die Inhalte angemessen dargestellt?
   Ist die Struktur des Lernangebots der inhaltlichen Komplexität angemessen?
   Welche Kodes/Symbolsysteme werden verwendet?
   Welche Modalitäten werden angesprochen?
   Verfügen die Lernenden über die nötige Literacy?
   Ist die mentale Belastung angemessen?
   Wird eine intensive Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand angeregt?
   Wie sind die Inhalte optisch aufbereitet? Gibt es ablenkende Reize?

Wie sind die Rahmenbedingungen?

   Ist die notwendige Hard- und Software vorhanden und funktionsfähig?
   Können die Lernenden die Interfaces der Hardware bedienen?
   Sind die Lernenden mit der Funktionsweise der Software vertraut?
   Sollen die Lernenden zu Hause weiterarbeiten können?
   Wie sind die Lernenden dem Medium gegenüber eingestellt?

Welche Methode soll verwendet werden und wie ist das Lernen organisiert?

   Wird die Methode durch das Medium unterstützt?
   Wie Möglichkeiten zur Kommunikation und sozialen Zusammenarbeit gibt es?
   Welche Präsentationsmöglichkeiten bietet das Medium?
   Erhalten die Lernenden unmittelbares Feedback?
   Welche Funktion übernimmt die Lehrkraft?
   Findet der Unterricht im üblichen Raum statt, oder werden unterschiedliche Räume genutzt?
Wozu sollen Medien eingesetzt werden?
   Welche Funktion nehmen Medien im Unterrichtsarrangement ein?
   Werden sie als Informations- und Präsentationsmittel, Werkzeug und Arbeitsmittel, zur Gestaltung von Lernaufgaben, zur Prüfung und Beurteilung oder zur Lernberatung und Kommunikation eingesetzt?
   Bietet der Medieneinsatz einen Mehrwert hinsichtlich Lernerfolg, Effektivität, Umsetzbarkeit?
   In welchem Verhältnis stehen Kosten, Aufwand und Lernerfolg?


Digitale Lernangebote sollten nach Möglichkeit interaktiv, adaptiv und flexibel sein sowie Möglichkeiten zur Differenzierung bieten. Multimodalität und Multikodalität sollten angemessen eingesetzt werden. Darüber hinaus sollte beim Lösen einer Aufgabe eine Form von Feedback erfolgen.

Checkliste - Medieneinsatz im Unterricht.jpg

Literatur

Kerres, Michael (2013): Mediendidaktik. Konzeption und Entwicklung mediengestützter Lernangebote. 4., überarb. und aktualisierte Auflage. München: Oldenbourg.

Petko, Dominik (2014): Einführung in die Mediendidaktik. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Weinheim: Beltz.

Steiner, Gerhard (2006): Lernen und Wissenserwerb. In: Andreas Krapp und Bernd Weidenmann (Hg.): Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch. 5., vollst. überarb. Aufl. Weinheim: Beltz PVU, S. 137–202.

Weidenmann, Bernd (2002): Multicodierung und Multimodalität im Lernprozess. In: Ludwig J. Issing und Klimsa (Hg.): Information und Lernen mit Multimedia. Lehrbuch für Studium und Praxis. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim: Beltz PVU, S. 45–62.

Weidenmann, Bernd (2006): Lernen mit Medien.In: Andreas Krapp und Bernd Weidenmann (Hg.): Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch. 5., vollst. überarb. Aufl. Weinheim: Beltz PVU, S. 423–476.