Conga

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Der Begriff Conga bezeichnet eine ursprünglich kubanische Trommel, die in Fassbauweise hergestellt und hauptsächlich mit den Händen gespielt wird.

Musikpädagogische Dimension

Die Conga ist in den letzten Jahren für die Musikpädagogik immer interessanter geworden und zählt heute neben anderen Instrumenten zum Standardinstrumentarium für die musikalische Praxis an allgemeinbildenden Schulen. Aufgrund der schnellen Umsetzbarkeit rhythmischer Pattern durch einfache Schlagtechniken, die schnell zu guten Ergebnissen führen kann, wird die Conga gerne in den verschiedenen Bereichen des Klassenmusizierens verwendet. Da Unterrichtsthemen und AG-Angebote rund um den Bereich Rhythmik, Weltmusik, afroamerikanische Musikstile und afrikanische Musik zunehmend gefragt sind, bietet sich eine praktische Erfahrungsdimension an. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass Lehrer und Lehrerinnen, die dieses Instrument verwenden, über die notwendigen Hintergrundinformationen bezüglich der Entstehung, Geschichte sowie der verschiedenen Spieltechniken verfügen, um authentisch auf ihnen musizieren zu können, bzw. Klassenmusizieren authentisch anleiten zu können. Dies gilt natürlich für alle Instrumente, die in der Praxis Anwendung finden sollen, wie auch für die Zusammenstellung verschiedener Instrumente innerhalb einer Stilistik.

Namensgebung und Bauweise

Der Name Conga wird auf die Bezeichnung für die Handtrommeln der Bantú aus dem Congo zurückgeführt, die meist aus einem Stück Holz geschlagen und mit einem durch Pflöcke oder Kleile gespanntes Fell versehen waren. Auf Kuba selbst werden die Congas Tumbadoras genannt. Congas entstanden im 19. Jahrhundert in den großen Hafenstädten Kubas, als Hafenarbeiter begannen, zum Transport bestimmte Fässer mit Rinderhäuten zu benageln. Vor dem Spiel wurden die Instrumente kurz an ein offenes Feuer gehalten, damit sich die Häute spannten und die Tonhöhe der Congas stieg. Moderne Congas werden seit Beginn der Industrialisierung mit Spannhaken, Ringen und Eisenbeschlägen als Spannvorrichtung versehen.

Das Instrument Conga gibt es in drei verschiedenen Herstellungsgrößen, die jeweils als Quinto (klein, hoch), Conga (mittel) und Tumba (groß, tief) bezeichnet werden.

Spieltechnik

Die Congas werden mit den Händen gespielt, wobei es verschiedene Schlagtechniken gibt, durch die verschiedene charakteristische Klänge erzeugt werden.

Der Bass (auch "palm" genannt) entsteht, indem mit der flachen Hand mittig auf das Fell geschlagen wird, wobei die gesamte Handfläche (ohne Hohlraum) auf das Fell auftrifft. Beim Bass-Schlag kann die Hand liegen bleiben und muss nicht schnell wieder vom Fell genommen werden, wie bei anderen Trommeln.

Der "tip" bezeichnet einen Schlag, der nur mit den Fingern ausgeführt wird. Hierbei liegt die Hand wie nach eine Bass-Schlag auf dem Fell. Dann werden die Fingerspitzen hochgezogen, sodass die Hand im Handgelenk hoch kippt, wonach in einer Schlagbewegung die Hand zurück schnellt und gestreckt auf das Fell trifft.

Diese beiden Schläge werden abwechselnd miteinander kombiniert und ergeben eine Kipp-Bewegung der Hand, die zu einer speziellen Spieltechnik der Conga wurde und "floating Hand" genannt wird.

Der "open tone" bezeichnet einen offenen Schlag, bei dem die Conga mit dem Fingern und den Fingerwurzeln schräg angespielt wird. Im Anschluss an den Schlag, federt die Hand sofort vom Fell zurück, damit dieses nicht von der Hand abgedämpft wird und der offene Ton des Instrumentes klingen kann.

Der "slap" ist ein peitschenartiger, lauter Schlag, der ähnlich dem open tone ausgeführt wird, wobei die Finger sehr locker sein müssen, damit sie durch den Schwung des Schlages mit den Fingerspitzen auf das Fell peitschen können. Es wird ein offener Ton, ähnlich dem open tone erzeugt, wobei durch diesen Schlag die Obertöne des Instumentes stark angesprochen werden. Durch Kraft und Geschwindigkeit des Schlages kommt es zu einem sehr lauten peitschenähnlichem Knall. Der "slap" kann sowohl offen gespielt werden, wenn die Hand nach dem Schlag vom Fell zurück federt, oder geschlossen, wenn nach dem Schlag die Fingerspitzen leicht in das Fell gedrückt werden.

Der "muffled" bezeichnet einen gedämpften Schlag, bei dem nach der Ausführung des open tone die Hand in das Fell gedrückt und somit der Eigenton der Conga abgedämpft wird.

Musikstile

Die Conga kommt in der ursprünglichen, traditionellen und ländlichen Musik Kubas (z.B. Son) nicht vor, da sie in den Hafenstädten als relativ modernes Instrument entstand. Dementsprechend hat sie die städtischen kubanischen Musikstile mehr geprägt als die ländlichen. Kubanische Musikstile wie Rumba, Mambo, Songo etc., die in den großen Städten entstanden sind daher eher vom Klang der Congas geprägt. Mit zunehmender Popularität der Congas, haben sie aber auch Einzug in die ursprünglich ländlichen Stile der kubanischen Musik gefunden. Heute sind sie charakteristisch für die kubanische Musik und insbesonders in modernen Stilen, wie Timba, oder auch im Latin Jazz zu finden. Sie finden auch Verwendung in der Populären Musik.

Musiker

Einige der bekanntesten und Stilprägenden congueros sind u.a.

Luciano „Chano“ Pozo, Giovanni Hidalgo, Mongo Santamaria, Poncho Sanchez, José Luis „Changuito“ Quintana, Miguel „Angá“ Diaz, Luis Conte

Lehrbücher Percussion mit dem Schwerpunkt auf Conga

  • Cruz, Tomás: The Tomás Cruz Conga Method Vol 1-3, Pacific 2004
  • Egger, Uwe: Ritmos Cubanos, Frankfurt 2002
  • Hecht, PiTTi: Conga Basics: Grundlagenwissen für Anfänger, Voggenreiter 2010
  • Mayer, Ellen: World of Percussion: Conga: Die neue Percussion-Schule für Anfänger, Mainz 2011
  • Prutscher, Martina: Conga Buch: Für Anfänger und Fortgeschrittene, Edition Dux 2004
  • Quintana, José Luis: Das Geheimnis der Hand - The secret of the hand - La mano secreta - 50 Übungen, Leu-Verlag 20011
  • Randolph, Roy: La Rumba: Quintopattern für Percussion, Artist Ahead 2002
  • Schomerus, Hilko: Nur für Anfänger Percussion: Lehrbuch für lateinamerikanische Percussion, Bosworth 2007
  • Schüler, Axel: Master of Percussion: Schule für afro-kubanische Percussion, AMA-Verlag 2008

Musikpädagogische Literatur

  • Brenner, Helmut: "Salsa, Tango & Co. Über den Einfluss der Habanera auf die Musik Lateinamerikas" In: "Rhythmus! Studien und Materialien zur musikpädagogischen Arbeit über und mit Rhythmen" (Hg. Rolle/Schneider), Regensburg ConBrio-Verlag 2009
  • Diewald, Konrad: Percussionspraxis in der Schule. Regensburg 1988
  • Klingmann, Heinrich: “Afrokubanische Rhythmen als Medium transzendenter Erfahrungen” In: Musik und Unterricht, 3. Quartal 1999, Heft 56, S. 10-19; Oldershausen. Lugert-Verlag 1999.
  • Klingmann, Heinrich: Groove - Kultur - Unterricht. Studien zur pädagogischen Erschließung einer musikkulturellen Praxis. Bielefeld 2010
  • Klingmann, Heinrich: “Lateinamerikanische Perkussionsinstrumente im Unterricht” in: Kraemer, Rudolf-Dieter / Rüdiger, Wolfgang: Ensemblespiel und Klassenmusizieren in Schule und Musikschule. Ein Handbuch für die Praxis. S.413ff. Augsburg Wißner 2001.
  • Kreemss, Thomas: "Go Rhythm!...Rhythmus und Trommeln im Klassenzimmer" In: "Rhythmus! Studien und Materialien zur musikpädagogischen Arbeit über und mit Rhythmen" (Hg. Rolle/Schneider), Regensburg ConBrio-Verlag 2009
  • Ratsch, Christiane: „Afro-brasilianische Congarhythmen und ihre Vermittlung“ In: Terhag (Hg.), Populäre Musik und Pädagogik Bd. 2, S. 145-169. Oldershausen 1996
  • Ratsch, Christiane: Samba Batucada. Bd.10 (mit CD-Audio und -Video) von "Musikpraxis Schule" (Hg. Helms/Schneider). Kassel, Bosse-Verlag 2003.
  • Ratsch, Christiane: “Von rhythmischen Basis-Übungen zur Samba-Batucada. Orale Tradierung als Musikvermittlung mit Stimme und Körper” In: Terhag (Hrsg.), Populäre Musik und Pädagogik Bd. 3, S. 84-102. Oldershausen 2000.
  • Ratsch, Christiane: "Von rhythmischer Grundübung zur Samba. Percussionpraxis in der Sek I" In: Musik und Unterricht 46/1997, S. 16-24; Seelze, Friedrich-Verlag 1997.
  • Schomerus, Hilko: „Fremde und vertraute Schwerpunkte. Beat- und Offbeattraining durch rhythmische Phrasenverschiebung, Überlagerungen und Sprache“ In: Terhag (Hg.)Populäre Musik und Pädagogik Bd. 2, S. 171ff. Oldershausen 1996.
  • Schomerus, Hilko: „Polyrhythmik, Improvisation und Sprache“ In: Terhag (Hg.), Populäre Musik und Pädagogik Bd.1, S.133ff. Oldershausen 1994.
  • Wallbaum, Christopher: "Ist Grooven ästhetisch bildend? Ein Beispiel für ästhetische Rhythmus-Erfahrung in der Schule und zwei Reflexionen" In: "Rhythmus! Studien und Materialien zur musikpädagogischen Arbeit über und mit Rhythmen" (Hg. Rolle/Schneider), Regensburg ConBrio-Verlag 2009

Literatur

  • Egger, Uwe: Ritmos Cubanos, Frankfurt 2002
  • Cruz, Tomás: The Tomás Cruz Conga Method Vol 1-3, Pacific 2004
  • Mauleón, Rebecca: Salsa Guide Book for Piano &Ensemble, Sher Music Co. Petaluma, Ca, USA 1993