Klavier

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1. Entwicklung in der Instrumentengeschichte
1.1 Monochorde und Polychorde mit Steg, Clavichord
1.2 Steglose Polychorde, Spinett und Cembalo
1.3 Hammerklavier/modernes Klavier
2. Pflege des Instruments
3. Einsatz des Instruments


1. Entwicklung in der Instrumentengeschichte'

Möchte man die Entstehung des Instrumentes Klavier von Anfang an nachvollziehen können, so muss man Jahrtausende zurückblicken – in die Zeit, als Menschen damit begannen, bewusst Klänge durch die „friedliche Nutzung“ von Spannbögen zu produzieren. Bald entdeckten sie, dass diese Saiten lauter klangen, wenn man sie über Hohlkörper spannte: die ersten einsaitigen Musikstäbe waren damit erfunden. Von diesem Moment an gabelte sich der Weg in zwei unterschiedliche Richtungen, die, später wieder zusammengeführt, die Entstehung des Klaviers bedeuteten.


1.1 Monochorde und Polychorde mit Steg, Clavichord'

Einerseits entwickelten die Menschen die Idee des Stegs, d.h. die bewusste Unterteilung der Saite zur Produktion unterschiedlicher Tonhöhen. So konnten auf Monochorden trotz ihrer einsaitigen Konstruktion verschiedene Töne gespielt werden. Später erweiterte man sie – unter Beibehaltung des Stegsystems – durch die Integration weiterer Saiten zu Polychorden: neben dem erweiterten Ambitus war nun die Möglichkeit zur Polyphonie gegeben. Im 13. Jahrhundert wurde durch die Erfindung des Clavichords ein weiterer entscheidender Schritt in Richtung des heutigen Klaviers getan. Ein Clavichord ist ein rechteckiger Resonanzkasten, an dessen Längsseite eine erste Tastatur angebracht wurde. Mittels einer Taste wird ein Hebelmechanismus in Bewegung gesetzt, an dessen Ende ein Messingplättchen steht, das als Tangente die Saite berührt und sie dadurch in Schwingung versetzt. Dadurch, dass das Messingplättchen an der Saite bleibt, solange die Taste gedrückt bleibt, wirkt sie wie ein Steg. Auf diese Weise wird beim Clavichord eine Saite für mehrere Töne eingesetzt. Das Instrument war auf Grund seiner geringen Lautstärke besonders in der Hausmusik bis ins 18. Jahrhundert hinein äußerst beliebt. Große Meister schätzten es aber auch wegen der musikalischen Präzision, die es verlangte und ermöglichte. Eine Besonderheit ist die Möglichkeit eines Vibratos durch entsprechendes Nachdrücken auf der Taste nach dem ersten Anschlag.


1.2 Steglose Polychorde, Spinett und Cembalo

Die Feststellung, dass Saiten verschiedener Länge verschiedene Töne hervorbrachten, veranlasste die Menschen dazu, mehrere Saiten über denselben Hohlraum zu spannen. So entstanden Instrumente, bei denen mehrere Saiten, an Wirbeln befestigt, über Hohlräume gespannt waren. Meistens wiesen diese Instrumente bereits mehrchörige Saitenbezüge auf (d.h. es gibt mehrere Saiten pro Ton). Anhand der Spielweise unterscheidet man dabei zwei Instrumententypen: das Psalterium, bei dem die Saiten gezupft wurden, und das Hackbrett, bei dem die Saiten mit kleinen hölzernen Schlägeln angeschlagen wurden. Ähnlich wie beim Clavichord entwickelte man eine Hebelmechanik, durch die, ausgehend vom Niederdrücken einer Taste, ein so genannter Springer (auch Docke genannt) in Bewegung gesetzt wurde. An diesem hölzernen stabförmigen Element war seitlich ein Dorn angebracht, der durch die Bewegung des Springers die jeweilige Saite anriss: kleine Instrumente mit meist einchörigem Saitenbezug und der Tastatur an der Längsseite nennt man Spinett, größere Instrumente mit mehrchörigem Saitenbezug und der Tastatur an der Schmalseite nennt man Cembalo. Die Entwicklung dieser Tasteninstrumente ereignete sich etwa parallel zur Entwicklung des Clavichords ab dem 14. Jahrhundert.


1.3 Hammerklavier/modernes Klavier

Als Erfinder der Hammermechanik gilt der italienische Cembalo-Bauer Bartolomeo Cristofori (1655-1731), der 1709 das erste „Gravicembalo col piano e forte“ baute. Das Tasteninstrument, bei dem durch den Anschlag der Taste eine Hebelmechanik ausgelöst wurde, durch die ein Schlägel an die mehrchörigen Saitenbezüge schlug, war das erste, das durch die Art des Anschlags auch klangliche Unterscheidungen, z.B. der Lautstärke, ermöglichte. Daraus leitet sich auch die heute noch gängige Bezeichnung Pianoforte ab. Trotzdem konnte sich das Instrument zunächst nicht durchsetzen und so baute Cristofori weiterhin hauptsächlich Cembali statt Hammerflügel. Seine Technik wurde statt in Italien vor allem in Deutschland und Österreich verfeinert und ergänzt. Neben der Vergrößerung des Ambitus auf 88 Halbtöne (7 ¼ Oktaven) beim modernen Klavier ist als Meilenstein in der Ausreifung der Hammermechanik die doppelte Repetitionsmechanik zu nennen, die 1821 von Sébastian Erard entwickelt wurde.


2. Pflege des Instruments'

Der Standort für ein Klavier muss gut gewählt werden. Zu starke Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit führen zu zwar minimalen Veränderungen des vorwiegend aus Holz bestehenden Instruments, die jedoch ernst zu nehmende Schäden der sensiblen Mechanik hervorrufen können. Die Raumtemperatur sollte 22°C nicht überschreiten, die Luftfeuchtigkeit sollte bestenfalls zwischen 50 und 65% liegen. Egal, wie intensiv ein Klavier genutzt wird und wie gut sein Standort ausgewählt sein mag: es sollte ca. einmal pro Jahr von einem professionellen Klavierstimmer gestimmt (Kammerton a1= mindestens 440 Hz) und auf eventuelle Mängel untersucht werden. Die Außenseiten des Instruments – heutzutage zumeist eine Polyester-Hochglanz-Lackierung – können mit weichen, feuchten Tüchern gereinigt werden; matte Lackierungen können mit handelsüblichen Möbelpflegemitteln behandelt werden. Für die Innenreinigung des Instruments sollte der Klavierstimmer zu Rate gezogen werden. Ein qualitativ hochwertiges Instrument kann bei angemessener Pflege noch nach vielen Jahrzehnten in gutem Zustand sein.


3. Einsatz des Instruments'

Das Klavier ist aus dem Musikleben nicht wegzudenken. Gerade die Möglichkeit zur Polyphonie und damit zu komplexer Harmonik macht das Klavier zu einem vielfältig einsetzbaren Instrument. Im Konzert ist es als solistisches und kammermusikalisches Instrument zu hören, sowie zur Begleitung jedes denkbaren Melodie-Instruments und der Stimme; zur Korrepetition wird es in Oper, Musical und Tanzeinrichtungen eingesetzt; im Jazz und auch im Pop (Populäre Musik) hat das Klavier seinen Platz gefunden und behauptet. In der Musikpädagogik kann das Klavier hervorragend eingesetzt werden, um harmonische Zusammenhänge deutlich zu machen, (reduzierte) Orchestersätze zu spielen und damit auch Werke zu veranschaulichen, bei denen es sich nicht um Original-Klavierliteratur handelt. Vor allem dient es im Musikunterricht jedoch zur Liedbegleitung beim Singen mit der Klasse. Nicht zuletzt wird das Klavier in der Schule auch beim Klassenmusizieren oder bei der Begleitung von Chören eingesetzt. In vielen Musikräumen wird das Klavier heute ergänzt oder sogar ersetzt durch ein Digitalpiano oder ein Keyboard.


Literatur

Junghanns, Herbert: Der Piano- und Flügelbau.; Frankfurt a.M.: Verlag Das Musikinstrument 1979

Uchdorf, Hans-Jürgen: Klavier. Praktisches Handbuch für Klavierbauer und Klavierspieler.; Wilhemshaven: Heinrichshofen 1985